Bertha - ihr Weg zu mehr Lebensfreude

Bertha - Machen wir auch wirklich alles richtig? – Eigentlich ja!

 

Im Frühjahr 2020, mitten im Lockdown, kontaktieren wir Christine. Unsere Hündin Bertha hatte zu diesem Zeitpunkt einige Zyklen Chemotherapie zur Behandlung eines malignen Lymphoms hinter sich - mit Infusionen, Tabletten, Blutabnahmen und Nebenwirkungen. Ihr ging es körperlich zu diesem Zeitpunkt wieder recht gut. Aber: Sie entfernte sich von uns, lag gerne alleine,  dort, wo wir nicht waren, und wir hatten den Eindruck, dass die Nähe, die sich zwischen uns nach ca. zweieinhalb Jahren aufgebaut hatte, ein bisschen schwand. „Probleme“ im engeren Sinne hatte Bertha nie gemacht. Sie war und ist umgänglich, genügsam und eigentlich genauder Hund, den wir uns gewünscht haben.

 

Und trotzdem haderten wir … „Ist sie wirklich ok?“, „Machen wir alles richtig?“, „Warum bleibt sie jetzt nicht bei uns?“ – Wir hatten viele Fragen und suchten nach Hilfe und fanden glücklicherweise auf Anhieb Christine!

  

In einem sehr persönlichen Videochat (nach bis dahin langen und mit viel Liebe zum Detail gewechselten E-Mails) machte uns Christine Mut. Immer wieder betonte sie, dass wir ganz viel richtig machen, zum Beispiel auch, dass wir ihrden Raum und die Zeit geben, die sie möchte.

 

Christine gab uns einige Tipps, wie wir wieder mehr „Quality Time“ mit ihr haben und Nähe aufbauen können. So entwickelten sich neue Rituale wie das „Gute-Nacht-Sagen“ oder das kleine Aufmerksamkeitstraining, eingebaut in den normalen Spaziergang. Jeden zweiten Tag fand ab nun eine „Kartonparty“ statt, bei der Bertha Leckerchen aus Pappkartons herausfischt. Eine weitere Attraktion, die zu einer Verbesserung geführt hat, ist der Stadtbummel am Sonntag. Hier kann sie in aller Ruhe an den Laternen und wir an den Schaufenstern schnüffeln.

 

Jeder Hund – so wissen wir als Hundeanfänger mittlerweile – hat seine Lieblingsbeschäftigungen. Diese sollte man fördern.

 

Manchmal gibt es eine Kuschelzeit – natürlich bestimmt Bertha dabei, wann und wo sie wie „gepuselt“ werden will. Aber das ist ok so. Wir haben akzeptiert, dass sie so sein darf, wie sie ist. Sie wird nicht der agile, herumspringende Flummi werden. Sie hat ihren eigenen Charakter, so wie wir auch. Man kann kleine Dinge verändern, die die Beziehung stärken und das Zusammenleben erleichtern – aber Bertha und wir werden nicht auf einmal ganz anders sein. Und das ist auch gut so.

 

Christine konnte uns ganz einfühlsam vermitteln, dass jedes Verhalten, das wir  vielleicht manchmal als bedenklich oder „komisch“ einordneten, in Ordnung ist.

 

Wir führen seit fast 500 Tagen, seit Beginn der sehr anstrengenden Chemotherapie, ein Tagebuch, in das wir Berthas Alltag eintragen. Dort steht, welche Medikamente sie bekommt, wie es ihr geht, welche Spaziergänge wir mit ihr machen – und natürlich auch, wann es ihr besonders schlecht und gut geht. An den meisten Tagen geht es ihr prima.

 

Ganz besonders zufrieden wirkte sie, als Christine uns in unserem Urlaubsdomizil an den Haddorfer Seen in der Nähe von Rheine in den Herbstferien 2021 besuchte und wir uns zum ersten Mal persönlich trafen. Das war sehr wichtig für uns.

 

Christine bestärkte uns in allem, was wir für und mit Bertha machen und gab uns noch einige Tipps mit auf dem Weg. Sie konnte uns zeigen, dass wir uns nicht immer nach ihr umschauen müssen, uns nicht ständig Sorgen um sie machen müssen. Tatsächlich hat Bertha die besten Tage, wenn sie das machen „darf“, wozu sie halt gerade Lust hat – und wenn wir dann manchmal auch das machen, wozu wir Lust haben, ohne sie zu vergessen, ist der Tag plötzlich ganz toll.

 

Das schreiben wir dann auch in das Tagebuch. Dort sind mittlerweile viele Smileys, die zeigen, dass wir drei einen guten Tag hatten, dass Bertha zum Beispiel ein paar nette Hundebegegnungen hatte, dass sie über die BMX-Bahn gerannt ist, dass sie einen Hüpfer im Garten gemacht hat, dass sie eine sehr fitte Runde gelaufen ist, dass sie ganz aufmerksam war, dass sie „total bei uns“ ist.

 

Bertha ist jetzt – wenn man den offiziellen Dokumenten glauben darf – fast sieben Jahre alt und seit etwas mehr als drei Jahren bei uns. Die ersten Jahre lebte sie in Rumänien, zum Teil in einem Tierheim in der Nähe von Brasov. Im Herbst 2018 kam sie als „dicke Bertha“ zu uns. Wir haben ihre Herzwürmer,

ihre Arthrose, ihr Übergewicht und ihren Krebs in den Griff bekommen – mit ganz viel Liebe und einer nicht enden wollenden Ausdauer.

 

Vor kurzem haben wir die Chemotherapie nach über einem Jahr beendet und beschlossen, dass sie gesund ist. Seitdem wundern wir uns manchmal, wie schnell sie läuft und wie sie über unseren Zugluftstopper Richtung Napf springt.

 

Sicher liegt das nicht nur daran, dass sie nun weniger Medikamente bekommt, sondern auch daran, dass wir noch mehr zueinander gefunden haben. Christine hat uns dabei begleitet. Danke.


Der erste Kontakt per Mail hat mich direkt sehr berührt. Eine sehr einfühlsame und genaue Beschreibung der Situation mit guter Einschätzung dieser. Bertha zeigte über die Grundbedürfnisse hinaus wenig Interesse am Leben. Auf Spielaufforderungen ging sie nicht ein und auch nette Hundebegegnungen gab es wenige.  

 

Für mich galt es im ersten Schritt herauszufinden, ob es Bertha körperlich, den Umständen entsprechend, gut ging, sie also möglichst schmerzfrei, nicht von Übelkeit, … geplagt wurde. Gleichzeitig habe ich aber auch direkt ein paar erste Empfehlungen gegeben und einige Fragen gestellt.  Und mit den ersten Empfehlungen war auch direkt ein erstes Durchatmen bei Berthas Bezugspersonen möglich.

 

Im nächsten Schritt habe ich weitere für mich wichtige Informationen und auch Videoaufnahmen erhalten, so konnte ich mir ein gutes Bild machen, das meine bisherige Einschätzung untermauert hat.

 

Dadurch, dass Berthas Menschen eine sehr gute Beobachtungsgabe besitzen, bereits lange und ausführlich Tagebuch führen, sehr einfühlsam sind, und sehr gut in der Lage waren und sind Bertha mit hilfreichen Anleitungen richtig einzuschätzen, haben wir uns für ein Skype-Telefonat, anstelle einer Anreise von mir ins Rheinland, entschieden. Nach unserem Telefonat habe ich eine Zusammenfassung des supernetten Gesprächs zusammen mit zusätzlichen Empfehlungen und Tipps geschickt.

 

Eigentlich wollten wir uns schon um Ostern dieses Jahres herum treffen. Coronabedingt hat es nun im Oktober geklappt, und ich glaube, es war auch genau der richtige Zeitpunkt. Das Treffen war einfach nur schön. So schön so wunderbare und liebevolle Menschen zu treffen und einen rundum zufriedenen Hund, der kein besseres Leben haben könnte. Bertha ist eine ruhige und souveräne und selbständige Hündin. Sie genießt das Zusammensein mit ihren Menschen drinnen wie draußen. Draußen erkundet sie ihre Umgebung intensiv mit der Nase am Boden und taucht tief ein in die Hundewelt. Sie entfernt sich aber nie weit von ihren Haltern und wirkt dabei äußerst zufrieden.

 

Vielen lieben Dank, dass ich Euch kennenlernen durfte - Ihr seid wundervolle Hundehalter mit einem riesengroßen Herzen, viel Liebe und Mitgefühl! Ich bin übrigens sehr glücklich darüber und ein klein wenig eingebildet darauf, dass Bertha nach einem ruhigen Kennenlernen, einem gemeinsamen Spaziergang zum Schluss sogar ein wenig von mir gepuselt werden wollte.

 

Ihr Drei habt mein Leben bereichert und beschert mir immer wieder schöne Glücksmomente, wenn ich an unser Treffen denke. Ich freue mich schon, wenn wir uns im nächsten Jahr nochmal treffen können. Menschen, wie Ihr und Hunde wie Bertha, seid der Grund, dass ich das, was ich tue, so sehr liebe.

 

Ich glaube, das Eure Geschichte auch anderen Mut und Zuversicht schenken kann. Danke für's Teilen!