Sind wir bereit für einen Hund?

Hunde sind faszinierende Lebewesen, die es im Laufe der Evolution nicht nur geschafft haben, sich uns und unseren veränderten Lebenswelten immer wieder anzupassen, sondern sie haben sich dabei immer weiter in die Herzen der meisten Menschen geschlichen.

 

Gute Gründe für einen Hund

  1. Hunde halten uns fit und gesund
  2. Wenn wir uns ganz auf sie einlassen, können Sie uns helfen, unser Leben zu entstressen, es immens bereichern und unsere Verbindung zur Natur neu gestalten oder erweitern. Und ja, sie können uns durchaus auch zu einem besseren Menschen werden lassen.
  3. Hunde machen viel Freude und häufig auch Freunde

Was wir uns vorab fagen sollten:

1. Sind alle Familienmitglieder zu 100 % von der Anschaffung eines Hundes überzeugt und, so sie denn dazu in der Lage sind, auch bereit, Ihren Beitrag zu leisten?

2. Wie schauen unsere Lebensumstände aus?

  • Stadt oder Land, Wohnung oder Haus mit oder ohne Garten, Auslaufmöglichkeiten?
  • Passen unsere Urlaubs- und Freizeitaktivitäten zu einem Hund
  • Haben wir genügend freie Zeit und Lust, um einen Hund zu erziehen, ihn seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen entsprechend zu beschäftigen (mental und körperlich) und ihn ein Leben lang zu unterstützen und zu begleiten? Im Gegensatz zu einem Kind, das irgendwann erwachsen und unabhängig wird, wird ein Hund dies nie!

3. Wäre die gute und bedürfnisgerechte Unterbringung des Hundes bei Abwesenheiten oder falls er nicht alleine bleiben kann, gewährleistet?

4. Könnte der Hund mit zur Arbeit, und wäre es dort auch der richtige stressfreie Ort an dem er genügend Ruhe bekommen kann?

5. Kann der Hund mit in den Urlaub und sind wir bereit anders Urlaub zu machen? Und falls nicht, ist eine liebevolle Unterbringung gewährleistet, d. h. wird er nicht einfach irgendwo verwahrt und muss dann da halt mal durch?

6. Habe ich Lust dazu, jeden Tag mindestens rund 2 Stunden für Gassirunden, Beschäftigung, Pflege, Erziehung, Training,  extra Hausputz, ... (auch bei schlechtem Wetter) aufzuwenden?

7. Was für ein Typ Hund würde überhaupt zu uns passen (sportlich, gemütlich, geeignet für unruhigen Haushalt, für Haushalt mit Kindern, mit anderen Tieren, ...)?

8. Wenn ein Kinderwunsch besteht, oder sich bereits Kinder unter 12 Jahren im Haushalt befinden, bin ich mir dann über die große Mehrbelastung und nochmals deutlich mehr Verantwortung - auch gegenüber anderen Kindern - bewußt?

9. Können und wollen wir uns einen Hund leisten (Anschaffung, Ausstattung, Futter, Tierarztkosten, Hundeschule, Hundesteuer, Versicherungen, teuerere Urlaube, ...). Eine umfangreichere Untersuchung oder Operation kostet schnell 1.000 € oder mehr.

 

Weitere Fragen, die man sich vor Anschaffung eines Hundes stellen sollte:

 

Könnten wir ein Energiebündel händeln?

Es gibt nichts herausfordernderes als einen Hund, der nicht ins Familiengefüge /-leben passt. Alle Hunden brauchen körperliche und geistige Auslastung, aber einige Hunde deutlich mehr, besonders geistige abwechslungsreiche Auslastung, als andere. Dies ist zum Teil rasseabhängig, aber eben nicht nur.  Überlegen Sie sich gut, was Sie einem Hund bieten können und wollen. Viele Hunde kommen recht problemlos durch die Welpen- und Junghundzeit, aber es gibt auch  einige, die uns über längere Zeit sehr viel Geduld, Gelassenheit und liebevolle Konsequenz abverlangen. Im Trubel des Alltags kann einen das manchmal an den Rand der Verzweiflung bringen. Bei Piranha-Welpe und Pubertier spreche ich hier noch von den geringsten Herausforderungen, aber schon recht großer Belastung.

 

Zu wieviel Erziehung, Einsatz und Training sind wir bereit?

Welpen und heranwachsende Hunde genauso wie viele Hunde mit Vergangenheit brauchen zu Beginn oft viel Management, Anleitung durch uns und eine liebevoll konsequente und geduldige Begleitung und Anleitung. Es kann viele schlaflose Nächte geben, Gegenstände können dran glauben müssen, Teppiche komplett verschmutzt werden, der Hund kann vielleicht nicht (mehr) alleine bleiben oder braucht Monate um es (wieder) zu lernen. Vielleicht leidet er unter Ängsten, hat Probleme mit Menschen, Gegenständen, Artgenossen oder anderen Tieren. Außerdem sind Sozialisation und Gewöhnung beim Welpen ein wichtiger Bestandteil und erfordern viel Zeit, Aufmerksamkeit, Unterstützung und geduldigen Einsatz für unseren Hund von uns. Der Hund aus dem Tierschutz der sich sofort dankbar ins Familienleben einfügt, ist übrigens eine Mär. Hunde sind nicht dankbar, sie leben im Hier und Jetztm und wenn das für sie passend ist, fühlen sie sich sicher und geborgen, verstanden und geschätzt. Viele Hunde aus dem Tierschutz sind aber häufig zu Beginn extrem belastet und äußern den Stress nicht durch Auffälligkeiten wie Bellen, Zerstörungswut, ..., sondern durch extrem ruhiges Verhalten, viel Schlaf, extrem angepasstes Verhalten, ...

 

Was sind die typischen persönlichen, aber vielleicht auch die Rasseeigenschaften des Hundes für den Sie sich interessieren? Erkundigen Sie sich bitte sehr ausführlich mit Informationen aus unterschiedlichen Quellen.

 

Vielleicht wünschen Sie sich einen Border Collie, weil Ihnen sein Aussehen gefällt. Sie arbeiten aber täglich 5 Stunden und möchten mit Ihrem Hund, der dann nur noch entspannten und ruhigen gemeinsamen Aktivitäten nachgehen anstatt ihn körperlich, aber hauptsächlich auch geistig seinen Bedürfnissen entsprechen zu beschäftigen.

 

Sind wirklich alle Familienmitglieder bereit einen Hund aufzunehmen und sind bereit, sich jederzeit um ihn zu kümmern?

 

Es müssen alle Familienmitglieder mit der Anschaffung eines Hundes einverstanden. Hunde sind hochsoziale Lebewesen, die es spüren, wenn sie nicht erwünscht sind. Außerdem ändern sich Vorlieben und Interessen von Kindern schnell,  und wenn dann Mama oder Papa plötzlich noch mehr im Job abverlang wird, bleibt die Arbeit an einem Familienmitglied hängen oder es kommt zu Streitigkeiten.

 

Wieviel Arbeit macht ein Hund?

 

Unabhängig von der Rasse nimmt Folgendes von relativ wenig bis viel Zeit in Anspruch:

  • Fütterung
  • Gassigänge (gesunder erwachsener Hund: mind. 2 x /Tag mind. 2 Stunden insgesamt, bei einem Welpen, kranken, älteren oder alten Hund weniger) mit genug Zeit nur für den Hund (ohne Smartphone) zum gemeinsamen Erkunden, den Hund in Ruhe schnüffeln lassen ...
  • geistige Auslastung (Suchspiele, Tricks, ...)
  • Körperkontrolle und –pflege (Ohren, Augen, Krallen, Ballen, Haut, Fell, Rute, Zähne)
  • Pflege der Ausstattung (Decken, Leinen Körbchen, Geschirr...)
  • Erziehung / Training
  • Tierarztbesuche
  • besonders Welpen, Junghunde in der Pubertät und dann häufig auch wieder Hundesenioren brauchen die Nähe zum Menschen und viel Zeit mit ihm
  • ein erwachsener Hund sollte möglichst nicht länger als vier Stunden täglich alleine bleiben
  • eventuell Hundeschulbesuch, bzw. ggfalls regelmäßige Hundefriseurbesuche

 

 Ein Hund macht Dreck:

  • Was vorne an Futter reingeht, kommt 1-3 x/Tag hinten wieder raus und will aufgesammelt und entsorgt werden
  • Ein Welpe wird mal schneller mal langsamer stubenrein
  • Bis zum Alter von zwei Jahren kann es - besonders bei Hündinnen - immer mal wieder zu einem Malheur bei Aufregung kommen
  • Ein Hund aus dem Tierschutz ist manches mal nicht stubenrein oder wird - bedingt durch die Veränderungen in seinem Leben - kurzzeitig oder auch für länger wieder unsauber
  • Ein kastrierter oder kranker Hund kann unsauber werden
  • Hundesenionren können wieder unsauber oder inkontinent werden
  • Ein nasser Hund, der sich vielleicht noch genüsslich im Sand oder Schlamm gewälzt hat, will getrocknet/gewaschen/gebürstet werden
  • Ein nasser Hund riecht
  • Hunde haaren und das nicht nur zwei Mal im Jahr.
  • Viele Hunde wälzen sich genüsslich in den Hinterlassenschaften anderer Tiere, wobei Hasen- oder Pferdekot noch die harmloseren Varianten sind.

Müsste der Hund mehrmals die Woche mehr als 6 Stunden alleine bleiben oder anderweitig untergebracht werden, sollte ich mich/mir:

  • es gibt Rassen, aber auch Hundeindividuen für die das Alleinbleiben sehr schwierig bis unmöglich ist
  • fragen, ob dies für ein soziales Wesen, wie einen Hund, das Richtige ist und mir definitiv keinen Welpen oder Junghund anschaffen
  • vor Anschaffung eines Hundes nach einer Hundetagesstätte oder einem zuverlässigen Dogsitter umsehen. Vielleicht hätten die Schwiegereltern, die vor Ort leben ja auch gerne einen Hund, scheuen aber die komplette Verantwortung und tägliche Arbeit?
  • im Klaren darüber sein, dass ein Hund, der 5 Tage die Woche länger als 6 Stunden in der Obhut anderer Personen ist, diese als seine Hauptbezugspersonen ansehen wird

Was die Zeiten angeht, die ein Hund täglich alleine bleiben sollte oder kann, sehe ich immer als individuelle Entscheidung auf Basis der Gegebenheiten und Möglichkeiten der Halter und der Bedürfnisse des Hundes an.

 

Übrigens ein zweiter Hund löst das Problem übrigens nicht, da für die meisten Hunde wir Menschen der wichtigste Sozialpartner sind, was ja letztlich auch wünschenswert ist.

 

Vielleicht wäre ja auch ein älterer Hund aus dem Tierheim eine Alternative? Diese haben häufig einen geringeren Bewegungs- und Beschäftigungsdrang und können, wenn gelernt, häufig besser alleine bleiben. Allerdings können Veränderungen bei jedem Hund dazu führen, das er plötzlich  nicht mehr alleine bleiben kann, dies ist z. B. bei einigen Hunden im Alter der Fall.

 

Je nach Alter, den rassetypischen Eigenschaften und dem Gesundheitszustand können die Bedürfnisse des Hundes und somit der Aufwand deutlich höher sein.

 

Bei Änderung der Lebensumstände, ist schnelles aber dennoch wohlüberlegtes Handeln erforderlich. Gäbe es für solch einen Fall vielleicht schon eine Lösungsmöglichkeit? Ansonsten sollte ich mir trotz der widrigen Umstände ausreichend Zeit nehmen, um für den Hund eine dauerhafte und gute Lösung zu finden. Notlösungen, die womöglich zu einem unguten Gefühl und einem leidenden Hund führen, der letztlich vielleicht sogar mehrmals hin- und hergereicht wird, sind keine Lösung.

 

Was für einen Hund hätte ich gerne?

 

Welche Größe sollte/darf der Hund haben?

Bitte bedenken Sie: Kann ich oder ein Familienmitglied den Hund beim Spazierengehen halten, ihn im Notfall hochheben und über eine kurze Distanz tragen?

 

Wie sollte das Fell beschaffen sein?

Je nach Fellbeschaffenheit kann der tägliche Pflegeaufwand von gering bis sehr hoch sein.

 

Welches Temperament sollte der Hund haben?

Jeder Hund ist ein Individuum trotzdem besteht auch von Rasse zu Rasse ein großer Unterschied im Temperament.

 

Welche Eigenschaften sind mir wichtig?

  • Rassetypische Eigenschaften sind z. B.:
  • Jagdmotivation
  • Hütetrieb
  • Schutztrieb
  • Apportierverhalten
  • Selbständigkeit/Eigenständigkeit
  • Kooperationsbereitschaft
  • Wachsamkeit

Welche Bedürfnisse hat ein Hund und passen Sie zu unseren?

  • Grundbedürfnisse
  • Bedürfnis nach Bewegung
  • Bedürfnis nach Sicherheit
  • Schnüffeln/Erkunden
  • geistige Beschäftigung
  • Ruhebedürfnis / Schlaf

Die Bedürfnisse junger Hunde, erwachsener Hunde, alternder Hunde und des alten Hundes unterscheiden sich.

 

Hunde sind sehr soziale Tiere und brauchen viel Kontakt zum Menschen. Sie brauchen aber auch Rückzugsmöglichkeiten und Ruhe. Ein Hund schläft/döst/ruht rund 17-20 Stunden/Tag.

 

Auslastung:

  • Mental:
  • Schnüffeln (das ‚Zeitungslesen’ der Hunde, Stressabbau, Ruhe fördernd)
  • Tricks
  • Nasenarbeit (Suchspiele, Mantrailing, …)
  • gefüllter Kong (Beschäftigung, Lecken und Kauen entspannen)
  • Apportierspiele in Verbindung mit Gehorsamsübungen (Abwechslung von Ruhe und Bewegung, Förderung von Impuls- und Frustrationskontrolle)
  • Intelligenzspielzeuge (Förderung von Konzentration und Nachdenken)

 Empfehlenswert ist eine Mischung aus Beschäftigungen, die der Hund alleine ausführen kann (nicht unbeobachtet lassen) und welche, die Sie gemeinsam machen, denn erst das gemeinsame Erleben fördert die Bindung.

 

Körperlich:

  • Gemeinsames Joggen
  • Hundesport
  • Apportierspiele
  • Nasenarbeit (Suchspiele, Mantrailing, …)

Gemeinsames Joggen oder Radfahren bieten sich nicht bei allen Rassen an und sollten, ebenso wie der Hundesport nicht täglich stattfinden. Zum einen wäre die Belastung für den Hund zu einseitig und stark, zum anderen kann gerade das Rennen am Fahrrad bei jagdlich motivierten Hunden, das Hetzverhalten fördern.

 

Bei den Apportierspielen bieten sich Dummyarbeit oder aber einfach nur zuhause oder unterwegs eingebaute Apportier-/Suchspielkombinationen an. Dabei sollte das Suchobjekt, wie z. B. ein Ball oder Futterdummy nicht pausenlos geworfen werden. Mal wird das Suchobjekt geworfen und der Hund darf es erst nach Freigabe holen, mal soll er sich aus dem Lauf ablegen und warten, bis er das Okay zum weiterlaufen erhält oder aber der Hund soll warten bis das Sie das Objekt versteckt haben und ihm die Freigabe zum Apport geben.