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Corona -Ein Welpe zieht ein -Wie kann die so wichtige Sozialisation und Gewöhnung bei Welpen in diesen Zeiten ablaufen?

Welpe döst

Wir alle sind im Moment mehr oder minder dazu gezwungen und aufgerufen, zu Hause zu bleiben und uns von anderen körperlich zu distanzieren. Für Welpen ist es aber für die Verhaltensentwicklung enorm wichtig eine Vielzahl verschiedener Situationen der belebten und unbelebten Umwelt zu erleben.

 

Die wichtigste Sozialisierungssphase liegt bei Welpen liegt zwischen der 4. und der 12. bis 16. Lebenswoche. Alles, was Hunde in dieser Zeit kennengelernt haben, ist für sie später normal und weckt keine Unsicherheit und / oder Ängste.

 

Wie also können wir unseren Welpen trotzdem sozialisieren und an alltägliche Dinge gewöhnen?

 

Auf unseren täglichen Mini-Spaziergängen bieten sich trotzdem genügend Reize für unseren Welpen, es fahren Autos, Trecker und LKWs, wir sehen und begegnen Menschen und auch Artgenossen sind unterwegs.  Besonders in Naherholungsgebieten, wie Parks oder an Seen haben wir die Möglichkeit, wenn auch auf Distanz unserem Hund ältere Menschen, junge Menschen, Kinder und Artgenossen zu bieten. Eine Runde in ländlicher Gegend bietet uns die Möglichkeit auf Pferde, Kühe, Schafe & Co. zu treffen. Aber bitte achten Sie darauf, dass nicht zu viele Reize gleichzeitig oder kurz hintereinander auf Ihren Welpen einprasseln. Hier kommt es auf eine bewältigbare Stärke, Häufigkeit und die nötige Distanz zum Reiz an.

 

Gerade bei Begegnungen mit Menschen, achten Sie bitte unbedingt darauf, Abstand einzuhalten, und weisen Sie Menschen notfalls, aber bitte immer freundlich, darauf hin, dass ein Kontakt zu Ihrem süßen Fellknäuel leider nicht möglich ist.

 

Ihr Hund kann zwar auf diese Art und Weise nicht mit Menschen und Artgenossen interagieren, aber er kann sie:

  • Sehen
  • Hören
  • Riechen

Der Anblick anderer Hunde draußen, zu denen er im Moment aber nicht hin darf, könnte für ihn Frust bedeuten, aber Sie können dies verhindern, indem Sie sich ihm rechtzeitig zuwenden, seine Aufmerksamkeit auf sich lenken, und mit ihm spielen, ein kurzes Rennspiel machen, ihn einige Futterbrocken suchen lassen, … Dadurch verstärken Sie auch gleich das, was später wichtig ist, nämlich das Ihr Hund hauptsächlich an  der Interaktion mit Ihnen und nicht der Umwelt interessiert ist.

 

Vielleicht gibt es im Bekannten-, Verwandten- oder Nachbarschaftskreis auch die Möglichkeit, Ihren Hund auf einem eingezäunten Grundstück mit einem sehr gut sozialisierten freundlichen Hund zusammenkommen zu lassen. Dies ist aber nur empfehlenswert, wenn Sie wirklich sicher sind, dass der erwachsene Hund Erfahrungen mit Welpen hat und freundlich mit diesen interagiert, denn nur in diesem Fall können Sie als Menschen entspannt, den erforderlichen Abstand zueinander einhalten, wobei aber immer einer von Ihnen in der Lage sein sollte, die Hunde durch freundliches Splitten voneinander zu trennen. Achten Sie auch darauf, das die Erregungslage nicht dauerhaft hoch ist. Bieten Sie Ihrem Welpen dabei immer Zuflucht und Schutz und unterstützen Sie ihn, wenn er Ihre Hilfe braucht. Die Verlässlichkeit, die Sie ihm jetzt, aber auch in Zukunft, bieten, wird er abspeichern.

 

Letztlich kann diese Zeit jetzt auch eine Chance bieten, genau das zu verhindern, was leider nur zu häufig geschieht und für genau das Gegenteil einer guten Sozialisierung und Gewöhnung sorgt: Der Welpe wird viel zu schnell täglich zu lange und / oder zu vielen Reizen gleichzeitig oder kurz hintereinander ausgesetzt, um ihn ja gut zu sozialisieren und an alles da draußen zu gewöhnen: Zu Spaziergängen geht es an der vielbefahrenden Straße entlang, vorbei an Wiesen mit Kühen und Pferden, an einem lärmenden Spielplatz und dann gibt es unterwegs noch Kontakt zu vielen verschiedenen Menschen und Artgenossen. Am Wochenende kommt der Welpe mit in den vollen Zoo oder gar auf die Kirmes und ja, zur Hundeschule und Welpengruppe muss er ja auch noch und dann noch schnell alle möglichen Menschen kennenlernen. Also gibt es täglich Besuch, man besucht mit ihm Freunde und Familie und auch die Familienfeiern nimmt er gleich alle mit.

 

Sehen Sie es also so: Für Sie besteht jetzt Chance, dass sie sich für Ihren Welpen sowohl drinnen als auch draußen zum wichtigsten Teil seines Lebens machen. Sie Erkunden gemeinsam die Welt, aber nicht die Welt ist für Ihren Hund das Wichtigste, sondern Sie bedeuten für ihn die Welt.

 

Gehen und spielen Sie mit Ihrem Hund auf verschiedenen Oberflächen, im tiefen Laub im Wald, genauso wie auf Asphalt und im höheren Gras. Lassen Sie Ihren Welpen ein paar Mutproben bestehen, z. B. indem sie ihn über eine knisternde Sonnenschutzfolie für’s Auto gehen lassen, unter einer Bank hindurchkriechen lassen, einen niedrigen Baumstumpf erklimmen und wieder hinabsteigen lassen, … Es bieten sich unterwegs viele Möglichkeiten kleine Abenteuer zu bestehen, die das Selbstbewusstsein und Körpergefühl ihres Welpen stärken.

 

Pausen, Pausen, Pausen

 

Damit Ihr Welpe das Erlebte verarbeiten und überhaupt als positive Erfahrung abspeichern kann, ist es wichtig, die Zeiten kurz zu halten und immer wieder Pausen einzulegen. Dies fördert außerdem die Fähigkeit des Hundes, Stress- und Erregungslage zu regulieren und verhindert einen Welpen, der sich wie ein Eichhörnchen auf Speed benimmt. Mal sind die verrückten 5 Minuten okay, und ein Welpe muss auch mal flitzen, aber wenn das regelmäßig vorkommt, er schnell überdreht und dann vielleicht auch überreagiert, dann machen Sie eher zu viel als zu wenig mit ihm. Auf Spiel mit ihnen, Gegenständen oder einem anderen Hund, und zwar bevor die Erregungslage zu hoch ist, folgt eine Pause, ein ruhiges Kraulen, einfach mal stehenbleiben und gemeinsam etwas beobachten, mal gar nichts tun oder gemeinsam ein Stück Apfel essen, das können wunderbare Pausen und gleichzeitig Beziehungsarbeit sein.

 

Training

Sie können bereits beginnen Ihrem Welpen spielerisch die ersten Regeln und Grundsignale beizubringen. Hier geht es nicht darum, dass er nach zwei Wochen Sitz und Platz perfekt beherrscht, sondern bringen Sie ihm bei, dass es sich lohnt zu sitzen, dass einem nichts weggenommen wird, sich dafür aber das Abgeben über Tauschen lohnt, und das Warten und Orientierung an Ihnen draußen immer von Erfolg gekrönt sind. Eine gute Vorübung zum Rückruf, ist Ihren Welpen immer dann heranzurufen, wenn er sowieso gerade auf dem Weg zu Ihnen ist. Halten Sie die Übungseinheiten bitte immer kurz, Sie und Ihr Welpe sollten Spaß und Erfolgserlebnisse dabei haben.

 

Beisshemmung

  • Gespielt wird nur mit für den Hund vorgesehenem Spielzeug. Bitte kein Quietschspielzeug, denn das behindert das Erlernen der Beisshemmung, da das Ertönen eines Quietschlauts (Schmerzlaut) den Hund animiert / auffordert zuzubeißen.
  •  In Körper oder Kleidung zu beißen, ist von Beginn an Tabu
  •  Trainieren Sie das vorsichtige Annehmen von Futter aus der Hand und das Ausgeben von Dingen
  • Achten Sie auf die Erregungslage des Welpen und pausieren Sie bevor er zu hochfährt, indem Sie ihn z. B. in Ruhe einige Leckerchen suchen lassen, Sie sich mit ihm zum ruhigen Kuscheln auf den Boden setzen
  •  Spielt Ihr Welpe doch mal zu rauh und berührt Ihren Körper, wenn auch nur kurz, geben Sie einen kurzen Schmerzlaut von sich, beenden Sie das Spiel wortlos und ignorieren Sie den Welpen für einen kurzen Moment (einige Sekunden). Anschließend findet eine ruhige Interaktion mit dem Welpen statt.

 

Stubenreinheit

Der Welpe wird regelmäßig und grundsätzlich nach dem Schlafen, Spielen, Fressen und wenn Aufregendes / Neues passiert ist, zum sich lösen können nach draußen gebracht.

 

Achten Sie auf Anzeichen, dass Ihr Welpe sich lösen muss:

  •   Kratzen
  •    Winseln
  •   auf und ab gehen
  •    im Kreis gehen
  •   am Boden schnüffeln
  •   sich entfernen

 Passiert ein Malheur, haben wir nicht aufgepasst und beseitigen es kommentarlos.

 

Berührungen

 

Üben Sie spielerisch die Berührungen, die Sie später für Tierarztbesuche und zur Körperpflege Ihres Hundes benötigen.  Zwingen Sie Ihren Welpen nicht, sondern bauen Sie das Ganze behutsam auf. Beginnen Sie mit der Ankündigung gefolgt von der Manipulation an sich und wiederholen Sie diese immer wieder im entspannten Zustand Ihres Welpen, wie beiläufig, und führen Sie die eigentliche Manipulation mit Gegenständen (Zeckenzange, Ohrreiniger, Krallenschere, ...) erst später ebenfalls peux à peux ein. Ihr Hund und Ihr Tierarzt werden es Ihnen übrigens auf ewig danken.

  

Trennungsstress vermeiden

Immer, wenn Ihr Welpe müde ist, z. B. nach dem Spielen oder Fressen und wenn er sich draußen gelöst hat oder nach dem Spaziergang, wenn er sich hingelegt hat, verlassen Sie einfach für einen kurzen Moment den Raum. Dabei ist die Tür zu Beginn noch offen, und kurz heißt Sekunden und nicht Minuten. Wichtig ist, dass Sie immer zurückkommen solange der Welpe entspannt ist und die Zeit, in der der Welpe alleine bleibt, nur ganz langsam ausdehnen.

 

Viel Spaß und Freude in dieser ruhigen Zeit, und genießen Sie es anstatt sich Gedanken zu machen.

 

 

 

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