Wenn ich meinen Kunden im Einzeltraining oder der Verhaltenstherapie kleinschrittige Übungsteile erkläre, diese vormache, sie diese mehrmals ausführen lassen und sie bitte diese zu Hause – oftmals auch zusätzlich noch mit einem Handout - zu üben, kommt es immer wieder vor, dass der Kunde sich nach einigen Tagen bei mir meldet, dass es einfach nicht klappen will. Ich lasse mir genau schildern, wie der Übungsschritt aussieht, was der Hund macht und wie der Halter darauf reagiert, ich lasse mir ein Video schicken, oder aber wir treffen uns nochmal, um den Ablauf erneut durchzugehen.
Oftmals sind es Kleinigkeiten, wie eine bedrohliche Körperhaltung des Halters, ein noch nicht optimales Timing, eine missverständliche Körpersprache oder äußere Umstände, die im Training hinderlich sind. Hunde sind fühlende und denkende Lebewesen und ihre genetische Veranlagung, äußere Umstände, ihre bisherigen Erfahrungen und ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden – genauso wie bei uns – haben großen Einfluss auf ihre Bedürfnisse, ihr Verhalten, ihre Motivation und ihre Fähigkeit zu lernen. Da gibt es weder Patentrezepte noch eine Bedienungsanleitung.
Wann kann ein Online Training denn durchaus eine Option sein?
- Es gibt keine gute Hundeschule, die mit dem Auto innerhalb von 45 Minuten zu erreichen ist.
- Ich weiß, welche Bedürfnisse Hunde haben, wie und unter welchen Bedingungen sie am besten lernen, wie man sie motiviert und welche Anzeichen von Überforderung und Stress Hunde zeigen können. Außerdem weiß ich, wie man Signale und Tricks kleinschrittig aufbaut und wann Anforderungen wie gesteigert werden können.
- Ich war bereits in einer guten Hundeschule und habe mir das o. g. Wissen dort angeeignet und möchte meinem Hund jetzt gerne noch ein weiteres Signal oder vielleicht Tricks beibringen.
Warum empfiehlt es sich nicht an einem Online Hundetraining teilzunehmen, wenn mir die obengenannten Vorkenntnisse fehlen? Das wichtigste Argument ist, das eine recht hohe Gefahr von Frustration auf beiden Seiten besteht. Man sollte zumindest aber in der Lage sein, rechtzeitig zu erkennen, wenn das Training abgebrochen werden sollte. Frustration erzeugt Stress und negative Gefühle und da Hunde situativ lernen auch denjenigen gegenüber, die in der Situation negativer Emotionen anwesend sind. Frustration hemmt die Lernfähigkeit und Motivation und kann jeglichen Spaß am Miteinander verderben. Und daher hat Online Training im Bereich von unerwünschten Verhaltensweisen oder gar aggressivem Verhalten überhaupt nichts zu suchen.
Übrigens: „Die Hundeschule ist zu teuer.“ Dies ist für mich erst ein Argument bei wirklich horrend hohen Preisen. Ein Kurs mit nur wenigen Teilnehmern (4-5 / Gruppe), in dem der Trainer viel Zeit für jedes Team aufwendet, jede Stunde dem individuellen Kenntnisstand der Teams anpasst, jederzeit flexibel reagiert und den Haltern auch das nötige theoretische Hintergrundwissen mit auf den Weg gibt, kann durchaus bis zu 25 €/Stunde kosten, wenn die Kunden nicht direkt auf über 10 Stunden verpflichtet werden..
Sehr sinnvoll kann aber die Kombination aus Training in einer Hundeschule und dem kostenlosen zur Verfügung stellen von gut gemachtem Videomaterial sein. Hier dienen die Videos als Ergänzung zum Unterricht. Das können zum einen Videoaufnahmen aus dem Training mit dem eigenen Hund sein, aber auch beispielhafte Trainingsaufzeichnungen eines anderen Hundes. Wobei letzteres häufig Frust beim Halter auslöst, da sein Hund wie jeder andere, ein Individuum ist, das in Lernsituationen individuell reagiert.
Ich bin der Meinung, dass sich die Suche nach einer guten Hundeschule und der Aufwand einer möglicherweise längeren Anfahrt auf jeden Fall bezahlt machen.
Der Trainer ist qualifiziert und weist eine fundierte Ausbildung und regelmäßige Fortbildungen, wie anerkannte Fort- und Weiterbildung der Tierärztekammer Niedersachsen und des IBH, nach. Zudem sollte er die Erlaubnis nach § 11 Abs. 1 Nr. 8 f TschG des zuständigen Veterinäramts nachweisen. Nachweise und die Erlaubnis allein geben jedoch nur einen Hinweis und sind kein Garant für tierschutzgerechtes und hunde- und halterfreundliches Hundetraining.
Hund und Halter werden nicht sich selber überlassen. Jedes Hund-Halterteam ist anders – auch in der Gruppe wird auf
jedes Team und seine Bedürfnisse geachtet. Dementsprechend ist die Gruppe nur so groß, das dies noch gut möglich ist. Training findet auch immer wieder im Alltag und nicht nur auf dem Hundeplatz statt.
Der Trainer ist selber mit Freude und Motivation dabei, unterstützt einzelne Teams und steht zwischendurch oder am
Ende des Trainings mit Rat und Tat zur Seite. Lästern, Kritik an Hund-Halterteams oder sogar Bloßstellen sind absolut Tabu.
Es ist kein Platz für psychischen oder physischen Druck, Rappeldosen, Zischlaute, Leinenruck, Spritzen mit Wasser
und andere aversive Mittel sind absolutes Tabu.
Training basiert auf gemeinsamer Freude, der richtigen Motivation, auf aktuellen Erkenntnissen der Lerntheorien und
aus den Bereichen der Verhaltens- und Neurobiologie.
Gutes Training zeichnet sich durch einen strukturierten Aufbau genauso aus wie durch die, je nach Gegebenheiten,
nötige Flexibilität des Trainers. Der Trainer ist in der Lage die Motivationsstruktur der Halter und ihre
Vorkenntnisse einzuschätzen und die Lernziele und Wissensvermittlung inhaltlich und methodisch danach auszurichten, so dass die Halter in der Lage sind, das erworbene Wissen und Können
anzuwenden.
Wenn Freilauf und Hundespiel stattfinden, dann unter kontrollierten Bedingungen. Der Trainer unterstützt darin,
Hunde zu finden, die zueinander passen können. Er steht mit Rat und Tat zur Seite, erklärt Hundeverhalten, gibt hilfreiche Tipps, verhinderte Mobbing und Hetzverhalten und schlichtet aufkommenden
Streit unter Hunden freundlich.
Ein guter Trainer sieht, wenn ein Team individuelle Unterstützung benötigt, bietet diese selber an oder empfiehlt
den Besuch bei einem Hundepsychologen oder Tierarzt.
Und hier noch ein paar Tipps, was Sie auf der Homepage einer Hundeschule hellhörig werden lassen sollte, weil es entweder auf völlig veraltete Trainingskonzepte hinweist, einfach kompletter Humbug ist oder letztlich sogar gefährlich werden kann:
- Leinenimpulse
- Rudelführer
- Rangordnung
- Sturer Hund
- Problemhund
- Resozialisierung
- Ist Ihr Hund respektlos?
- Akzeptiert Ihr Hund Sie als Führungspersönlichkeit?
- Ist Ihr Hund dominant?
- Nimmt Ihr Hund Sie ernst?
- Geschwafel von Energien und Führern
- Instinkte
- Triebe, triebgesteuert (die Triebtheorie ist veraltet)
- Anpreisen bestimmter oder sogar selbst entwickelter Methoden
- Versprechen auf schnellen Erfolg bei Verhaltensproblemen
- Korrekturen
- Gewaltfrei – Leider ist auch dieser Begriff inzwischen häufig ein Hinweis auf den möglichen Einsatz aversiver Maßnahmen, denn gewaltfrei bedeutet nur, dass Hunde nicht geschlagen werden, aber der Einsatz von Schreckreizen (Klatschen, Zischlaute,…) oder körperlichem Bedrohen (Anstarren, über den Hund beugen, …) sind explizit nicht ausgeschlossen.
Ich wünsche viel Spaß beim gemeinsamen Lernen mit Ihrem Hund.
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